Sehen

Schwarzes Himmelszelt

Madam Lasterhaft

Beinah schwarz ist das schützende Himmelszelt
wird von ein paar Sternen spärlich erhellt.
Die Szenerie wird von diesen Scheinwerfern illuminiert.
Zu sehen sind zwei Gestalten, eine davon wild gestikuliert.

Schön war das Menschenleben auf der Erde.
Ich das bestimmt nie mehr vergessen werde.
Es sah aus wie ein kunstvoll gearbeiteter Scherenschnitt,
zu sehen war auch, wie er mit seinem Pfahl in mich glitt.

Horcht alle her, was hier geschieht, tönte ich laut aus meinem geöffneten Mund,
tat kund, was unbeherrschbar mich zum Zerspringen brachte, hatte dazu allen Grund.
So bubenhaft das lockige ungebändigte Haar, unschuldig rein und bleich seine Haut,
hatte er in zärtlichen Stunden zu zweit unbemerkt mein Herz geraubt.

Als er letztlich hat mir reinen dunkelroten Wein eingeschenkt,
war mein Hals und Brustansatz längst blutgetränkt.
So jung und voller Kraft stahl er mir aus der Halsbeuge den Lebenssaft,
während ich noch grübelte: wie hat er das geschafft?!

Versiegelte er meine Lippen mit einem Kuss,
wie ein romantisches Ende eben auch sein muss.
Es war nicht das unwiderrufliche Ende, es war der Neubeginn!
Als sein Blut rann in meine Kehle, zwängte es sich mir in den Sinn.

Wiederauferstanden in neuem Vampirzwirn,
war ich nicht seine vorübergehende Dirn.
Nein ich war vielmehr seine Frau bis in die Unendlichkeit,
völlig von Zwängen und Moral der Menschheit befreit.

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